Dienstag, 23. Februar 2010: Krankenaufruf per Megaphon
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Heute waren wir in Chanchen, einem Maya-Dorf im Tropendschungel. Die zwei Stunden Fahrt dorthin wurden für uns zu einer Reise in eine andere Welt – die Gegensätze könnten kaum größer sein. Denn unser Hotel liegt in Playa del Carmen, einem Badeort mit Flaniermeile, einem von Ferienanlagen gesäumten Strand, langen Einkaufsstraßen und unzähligen Restaurants und Cafés.

Die Maya leben dagegen in dürftigen Verhältnissen, meist wohnen sie in Hütten mit Strohdächern. Und auch wenn sie nur zwei Stunden Autofahrt von den Krankenhäusern in Playa del Carmen trennen: Diese Distanz, die für uns so leicht zu überwinden ist, ist für sie ein unüberbrückbares Hindernis, da es an Geld und Transportmöglichkeiten fehlt.

Bei unserer Ankunft in Chanchen sehen wir nur wenige Menschen auf den Straßen, die Hitze heute ist lähmend. Dennoch werden wir schon von einigen Patienten erwartet, Familien mit Kindern, Alten, jungen Müttern mit Babys. Wir richten unsere Behandlungsräume in einem Schulgebäude ein, es gibt viel zu improvisieren. Tische werden mit Hilfe von Decken in Liegen verwandelt, als Zahnarztpraxis dient ein Lagerraum, der vollgestellt ist mit Stühlen, alte Matratzen lehnen dort an der Wand.

Später brechen einige aus dem Team zu einem Hausbesuch auf, andere fahren in die umliegenden Dörfer. Denn wir möchten auch den Kranken dort Hilfe anbieten, sie abholen und nach Chanchen bringen. Wir halten an den winzigen Verwaltungsgebäuden, über die jedes Dorf verfügt, und bitten darum, dass unsere Ankunft angekündigt wird.

Dies geschieht auf einfache und wirkungsvolle Weise: Ein Beamter greift zum Megaphon, und seine Stimme ist im ganzen Dorf zu hören. Nach einer kleinen Wartezeit finden sich tatsächlich neue Patienten ein.