Die Arbeitstage bei unseren Einsätzen laufen fast immer gleich ab. Wir wohnen in günstigen Hotels in der Nähe der Dörfer, in die wir fahren. Die Hotels liegen meist in einer Stadt oder einem größeren Dorf. Dort bekommen wir morgens Frühstück. Zubereitet und gebracht wird uns das von unseren lokalen Partnern, die die Organisation der Einsätze übernehmen. Bei unseren letzten Einsätzen war das das DIF (eine staatliche Organisation der Sozialfürsorge, die in jedem Verwaltungsbezirk vertreten ist). Nach dem Frühstück werden wir zu unserem Einsatzort gebracht, manchmal sind wir nur zehn Minuten unterwegs, manchmal jedoch über eine Stunde.
Wir arbeiten oft in öffentlichen Gebäuden, in Schulen, manchmal auch draußen auf einem größeren Gelände oder es werden in einem überdachten Baseballstadion, die es in Quintana Roo in fast jedem Dorf gibt, Tische für die Ärzte aufgestellt oder aus Holzplatten für einen Tag kleine Behandlungsräume gezimmert. Wir sind den ganzen Tag an diesem Ort. Das Mittagessen wird meistens dort von Helfern gekocht. Problematisch sind manchmal die sanitären Einrichtungen: So sind zum Beispiel in Schulen die Toiletten gewöhnlich in einem schlechten Zustand oder funktionieren nicht. Manchmal dürfen wir aber das Bad in einer Polizeidienststelle oder sogar in einem Privathaus benutzen.
Eine weitere Herausforderung ist die Hitze: Wenn die Ärzte draußen arbeiten, ziehen sie mit ihren Tischen und ihren ganzen Arbeitsmaterialien öfter um, um immer im Schatten zu sitzen. Vor allem aber müssen wir für unseren Apothekenwagen entweder einen Stromanschluss für die Klimaanlage finden oder einen schattigen Platz, denn sonst heizt er sich so auf, dass die Arbeit unmöglich wird.
Am Einsatzort warten immer schon Patienten. In den Dörfern werden vorher alle darüber informiert, dass wir kommen. Oft wurden die Daten der Patienten vorab schon von lokalen Helfern aufgenommen. Natürlich müssen wir versuchen, die Patientenzahl vernünftig zu begrenzen. Ein kleineres Team kann vielleicht 100 Patienten am Tag behandeln. In kleineren Dörfern kommen dann normalerweise alle dran, aber auch wenn sehr viele warten, wollen wir niemanden abweisen, der dringend Hilfe braucht. Deshalb arbeiten wir abends oft lange.
Die Patienten passieren zuerst unsere Triage. Dort werden sie zum ersten Mal befragt und den Fachärzten zugeteilt. Nach der Konsultation gehen sie in die Apotheke und holen ihre Medikamente ab. Am längsten arbeiten meistens die Zahnärzte, gefolgt von den Allgemeinmedizinern. Die Apotheke muss bis zuletzt geöffnet bleiben, erst wenn der letzte Patient seine Medikamente bekommen hat, kann dort zusammengepackt werden.
Nach dem Einsatz fahren wir alle zusammen zurück ins Hotel, bekommen dort Abendessen und haben danach Zeit für Erholung. So sieht der Tagesablauf an den Wochentagen aus, am Wochenende haben wir frei.
Natürlich muss man immer damit rechnen, dass etwas nicht klappt. Wir und unsere örtlichen Partner haben viel Routine bei der Planung von Einsätzen, doch nicht immer kann man alles vorhersehen. Natürlich kann es mal passieren, dass unser Transport zu spät kommt oder dass es Missverständnisse gab und am Einsatzort nichts vorbereitet ist. Dann müssen wir improvisieren. Aber dass nicht alles so perfekt durchgetaktet ist wie so oft bei der Arbeit in Deutschland und dass es immer wieder Überraschungen und Herausforderungen gibt, macht auch den Reiz solcher Einsätze aus.