Am 15. Februar 2016 begann unser medizinischer Hilfseinsatz in Mexiko. In der ersten Woche arbeiteten wir im Umkreis von Cancún, der Hauptstadt Quintana Roos, und konnten rund 750 Patienten behandeln.
Die Touristenmetropole Cancún hat sich in den letzten Jahrzehnten wie im Zeitraffer entwickelt. Früher gab es dort nicht viel mehr als ein paar verstreute Dörfer. 1969 beschloss die Regierung, an der Karibikküste Yucatáns einen Urlaubsort zu errichten, und so entstand Cancún, eine heute knapp 630.000 Einwohner zählende Großstadt, eine in Beton gegossene Retortenstadt ohne historischen Kern. An den weißen Stränden zieht sich eine 20 Kilometer lange Hotelzone entlang.
Cancún: Hotels, Sandstrände und verarmte Vororte
Cancún zieht die verarmte Landbevölkerung an wie ein Magnet. Viele Maya verlassen ihre Dörfer, um dort Arbeit zu finden -- in Hotels, Restaurants, Bars und Einkaufszentren. Sie leben in Armenvierteln am Rande der Stadt, die immer größer werden. Die medizinische Versorgung ist dort unzureichend. Eine Krankenversicherung können sich die meisten ebenso wenig leisten wie Arztbesuche oder Medikamente. Deshalb arbeiteten wir in den letzten Tagen in verschiedenen armen Vororten Cancúns, waren in der Hafenstadt Puerto Morelos und in San Francisco, einem Dorf im Maya-Dschungel. Einen Tag lang haben wir in der „Ciudad de Alegría“, einem Zentrum mit verschiedenen Hilfseinrichtungen, Patienten behandelt.
Der Einsatz in Quintana Roo begann am 15. Februar. Der mexikanische Winter, der sonst heiß ist, ist kühler als in den letzten Jahren, die Temperaturen sind für die Arbeit angenehm. Das Team ist international, knapp die Hälfte der Teilnehmer kommt aus Deutschland, die anderen aus Mexiko, den USA, Costa Rica und Irland. Sieben Ärzte sind unter den 22 Freiwilligen, und sie haben in der ersten Woche täglich zwischen 100 und 250 Patienten behandelt. Neben Übergewicht waren häufige Diagnosen bei den Erwachsenen chronischer Husten, Bluthochdruck oder Diabetes. Bei vielen Patienten zeigte sich, wie stark der Einfluss ihrer Lebensumstände ist. Viele haben Rückenschmerzen oder Gelenkbeschwerden, oft als Folge harter körperlicher Arbeit.
In den vergangenen Tagen konnten wir sehen, wie die Arbeiter, die vom Land kommen, heute leben. In ärmlichen Vierteln am Rande der Stadt, nur wenige Kilometer vom Strand und den teuren Hotels entfernt und doch in einer ganz anderen Welt. Der Wunsch nach einem besseren Leben hat sie aus ihren Dörfern hinausgetrieben. Sie arbeiten viel, aber das Geld reicht auch hier nur zum Überleben.
San Francisco: Ein Dorf im Dschungel
Wir sahen auch, wie die Menschen, die auf dem Land geblieben sind, leben. Das Mayadorf San Francisco hat rund 1300 Einwohner. Es gibt dort nur ein paar kleine Lebensmittelgeschäfte, eine Kirche und ein Baseballstadion. Die Menschen dort leben von harter Landarbeit. Die Kinder reagieren verängstigt, wenn sie einen Fotoapparat sehen -- denn sie wissen nicht, was das ist. Es gibt keinen Bus, der in San Francisco hält, und keinen Arzt im Dorf. Das nächstgelegene staatliche Gesundheitszentrum ist nur selten besetzt. Zu medizinischer Versorgung haben die Dorfbewohner im Grunde keinen Zugang. Doch auch eine höhere Schulbildung, Teilhabe an der mexikanischen Gesellschaft und gutbezahlte Arbeit sind für sie unerreichbar.
Ciudad de la Alegría: Hoffnung für die Armen
In einem Dorf wie San Francisco fehlt es an Infrastruktur, aber auch an Förderprogrammen, vor allem für Kinder und Jugendliche. Zwar verlassen die jungen Leute meistens das Dorf, um sich in den Touristenorten Arbeit zu suchen. Doch ohne abgeschlossene Ausbildung haben sie nicht die Möglichkeit, eine qualifizierte Beschäftigung zu finden. Für die Bewohner von San Francisco würde sich vieles ändern, wenn es in ihrer Nähe eine Einrichtung wie die „Ciudad de la Alegría“ gäbe.
Die „Ciudad de la Alegría“ in Cancún ist ein Hilfsprojekt, das die Lebensumstände der verarmten Bevölkerung in den Vororten verbessern möchte. Auf einem campusartigen Gelände finden sich unter anderem ein Kindergarten, eine Schule, ein Frauenhaus und ein Pflegeheim. Außerdem fahren Freiwillige in Mayadörfer und organisieren dort Beratungsprogramme. Unser Team hat einen Tag lang die Ärzte unterstützt, die in der „Ciudad de la Alegría“ angestellt sind.
Am Wochenende haben wir unseren Standort gewechselt. Wir sind ins Landesinnere gereist, nach Felipe Carrillo Puerto. Von dort aus werden wir in den kommenden Tagen verschiedene Mayadörfer besuchen.
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