Patricia Klein ist seit 16 Jahren gottgeweihte Frau im Regnum Christi und arbeitet zur Zeit in Mundelein, einem Vorort von Chicago, im Ausbilderteam des diözesanen Seminars. Dieses Jahr hat sie zum ersten Mal an einer Medical Mission teilgenommen. Dabei hatte sie auch die Gelegenheit, Zeit mit ihrem Vater zu verbringen, dem Neurologen und Psychiater Dr. Gerhard Klein, der bisher bei allen Einsätzen von Medical Mission Network dabei war.
Was hat dich motiviert, an der Medical Mission teilzunehmen?
Mein Vater kommt jedes Mal erfüllt und glücklich von den Einsätzen zurück. Dieses Jahr hatte ich genau zur richtigen Zeit eine Lücke im Kalender. Deshalb wollte ich die Möglichkeit wahrnehmen, diese Zeit mit meinem Vater zu erleben und zu teilen.
Was war deine Aufgabe bei dem Einsatz?
Übersetzung war meine Hauptaufgabe. Übersetzer, die Deutsch und Spanisch sprechen, werden immer gebraucht, damit die Krankenschwestern und Ärzte die richtigen Diagnosen stellen können. Drei Tage lang konnte ich für meinen Vater übersetzen, darüber habe ich mich sehr gefreut. Dabei konnte ich ihn in „seinem Element“ erleben, denn er liebt seine Berufung zum Arzt.
Hast du auf dem Einsatz Erfahrungen gemacht, die dich besonders bewegt haben?
Da mein Vater Neurologe und Psychiater ist, mussten wir den Patienten oft Fragen über ihr privates Leben stellen. Oft habe ich dabei erfahren, wie viel Leid der Alkoholismus in eine Familie bringt. Vor allem die Frauen leiden, weil sie verbal und körperlich misshandelt werden. Doch nicht nur sie, sondern auch die Kinder, die dann später, wenn sie erwachsen sind, selbst oft Alkoholiker werden. Die schlechten Ernährungs- und Hygieneumstände, unter denen die Patienten leiden, sind mir ebenfalls in Erinnerung geblieben. Es war erschreckend zu sehen, dass einige Familien mehrere Kranke betreuen müssen, aber dafür viel zu wenig Geld haben. Ich fand es aber auch schön, dass die Ärzte, Krankenschwestern und Helfer alle am gleichen Strang zogen. Die gute Stimmung und die Freude im Team haben sicher auch die Patienten wahrgenommen.
Es gibt noch einen Vorfall, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist: Ein Mann von circa 65 Jahren kam zu uns, er hatte Epilepsie. In seiner Familie gab es keine Vorgeschichte von Epilepsie und so fragte mein Vater ihn, ob er mal einen Unfall hatte. Der Mann erzählte uns von einem Tauchunfall, den er hatte, als er im Auftrag einer Firma Muscheln suchte. Als mein Vater davon hörte, sagte er zu dem Mann, dass es ein Wunder sei, dass er danach noch am Leben war. Der Mann war tief berührt und man sah, dass er in diesem Augenblick die Nähe Gottes gespürt haben muss. Er war so dankbar, dass er noch lebte.
Was hast du von dem Einsatz mit nach Hause genommen? Hat sich deine Sicht auf bestimmte Dinge, auch im Alltag, geändert?
Es ist mir deutlich bewusst geworden, dass diese Menschen wirklich Hilfe brauchen – ganz besonders die, die in den kleinen Dörfern leben, in denen wir waren. Manchmal hatten wir sogar über 400 Patienten, das konnten die Ärzte kaum bewältigen. Die Menschen waren so dankbar. Ich hoffe, dass sich das nächste Mal noch mehr Ärzte, Krankenschwestern und Helfer – und möglichst auch Ernährungs- und Hygieneberater – bereiterklären mitzukommen. Es ist bitter nötig. Padre Higinio, der verschiedene soziale Projekte für die Maya-Bevölkerung organisiert, hat die Vision, diesen Menschen bessere und gerechte Lebensumstände zu schaffen. Die Medical Missions sind nur ein Teil davon, aber ein wichtiger.
Für mich ist diese praktische und unermüdliche Nächstenliebe, die auf den Einsätzen geübt wird, ein großes Beispiel. Aktive Nächstenliebe ist ein wichtiges Merkmal unseres Glaubens und das Ergebnis des persönlichen Gebets, der persönlichen Begegnung mit Christus. Als Christen sind wir vor Gott füreinander verantwortlich und jeder Schritt der Nächstenliebe im Sinne Jesu kann in uns und um uns herum die Welt ein Stück verändern.