Freitag, 5. März 2010: Im „Hinterhof” des Ferienparadieses
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Heute sind wir weitergereist auf die Insel Cozumel. Wenn man mit der Fähre am Hafen ankommt, sieht man keine Armut. Juwelierläden, Restaurants und Souvenirgeschäfte reihen sich an der Uferpromenade, Kreuzfahrtschiffe machen auf ihrer Reise durch die Karibik hier regelmäßig Halt.

In einer Siedlung ein wenig außerhalb, von den Hotelanlagen weit entfernt, sieht man jedoch halbfertige Häuser, die verlassen wirken, obwohl Menschen in ihnen leben. Liegengelassene Müllsäcke, weggeworfene Cola-Flaschen, gesprungene Fensterscheiben, heruntergerissene Drahtzäune, verschmutzte Gärten – der Hinterhof eines Ferienparadieses.

Die Menschen, die hier leben, sind mehrheitlich Maya, erzählt Pater Adolpho Flores Acosta LC, Pfarrer von „El Sagrado Corazón de Jesús“ auf Cozumel – in den Räumen dieser Gemeinde sind wir heute zu Gast. Sie arbeiten im Tourismus, in Hotels und Restaurants, fährt er fort. Früher hätten viele von ihnen in Holzhütten gelebt, die dann abgerissen und durch Neubauten ersetzt wurden.

Diese seien jedoch nie fertiggestellt worden: „Den Leuten ist es egal, wie ihr Haus aussieht, sie sind da gleichgültig.“ Er ergänzt: „Viele hier haben sich an Alkohol gewöhnt und geben ihr ganzes Geld dafür aus.“ Die Arbeit im Tourismus habe die Maya stark beeinflusst: „Wenn sie den Reichtum der Touristen sehen und deren Lebensstil, deren Umgang mit Alkohol und Drogen und deren sexuelle Freizügigkeit, wollen sie ähnlich leben, sie wollen es den Touristen nachmachen. Vorher waren sie zufrieden, nun sind sie orientierungslos und entfremdet von ihrem früheren Leben und ihren Werten.“

Pater Adolpho hatte für uns einen Termin für ein Fernsehinterview vereinbart, das live ausgestrahlt wurde. Danach war der Andrang so groß, dass die Ärzte und Helfer bis in die Nacht ohne Unterbrechung arbeiteten. Etwa 600 Menschen wurden behandelt – ein anstrengender und zugleich erfüllter und beglückender Arbeitstag.

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