Heute haben wir in Chunhuhub Teresa und ihre fünfjährige Tochter Angela wiedergesehen. Bei der „Medical Mission“ im letzten Jahr war Teresa mit Angela in die Sprechstunde gekommen. Angela sah damals sehr krank und müde aus. Sie hatte einen angeborenen Herzfehler. Nach der Untersuchung stand fest, dass sie in einem Herzzentrum behandelt werden musste. In Deutschland hatten wir eine großzügige Spenderin finden können, die die Kosten für Operation und Flug übernahm. So konnte das Mädchen zur Behebung des Herzfehlers an das Herzzentrum Berlin überwiesen werden.
Am 14. November 2009 kamen Mutter und Tochter in Berlin an. Teresa erzählte heute, wie verängstigt sie da war: Sie war nie zuvor geflogen, sprach weder Deutsch noch Englisch und konnte sich kaum orientieren. Allein in der Großstadt, die vielen Menschen, die Kälte: Alles wirkte fremd und bedrohlich. Die junge Frau, die aus einem Dorf im mexikanischen Dschungel kam, fühlte sich verloren. Ihre Angst wurde noch größer, als Angela operiert werden sollte. Denn im Krankenhaus sprach niemand Spanisch. Niemand konnte Teresa erklären, was mit ihrer Tochter geschehen sollte. Sie saß weinend im Krankenhausflur, als sie dort zufällig Heinrich Heitmann und Ingrid Bettin-Heitmann traf: Das Ehepaar besuchte einen schwerst herzkranken Jungen aus Ecuador, den Ingrid ehrenamtlich betreute.
Da Ingrid fließend Spanisch spricht, bot sie Teresa ihre Hilfe an. Sie übersetzte für sie, erklärte ihr den Ablauf der Operation und blieb bei ihr, als Angela zum Operationssaal gebracht wurde. „Teresa war sehr aufgeregt”, erzählt Ingrid Bettin-Heitmann, „sie war in einer völlig unbekannten Umgebung und musste ihr Kind fremden Ärzten überlassen”. Doch es gelang ihr, sie zu beruhigen. Der Eingriff glückte, und eine Woche später konnten Teresa und Angela nach Mexiko zurückfliegen.
Ingrid Bettin-Heitmann und Heinrich Heitmann sind dieses Jahr in unserem Team dabei, Ingrid als Dolmetscherin, Heinrich als Fotograf: Denn dank Teresa hatten sie von den „Medical Missions“ erfahren. Heute ist Teresa in Chunhuhub wieder zu uns gekommen, mit Angela und deren beiden Schwestern. Dr. Gábor Egervári konnte feststellen, dass Angela in der klinischen Untersuchung völlig unauffällig und beschwerdefrei ist. Angela ist anzusehen, dass es ihr gut geht: Ein aufgewecktes Kind, das hinter Seifenblasen herjagt und voller Begeisterung am Notebook die Fotos anschaut, die Heinrich von ihr geschossen hat. Ihren Aufenthalt in Berlin scheint sie in guter Erinnerung zu haben: So erklärte sie uns, dass sie gerne noch einmal dorthin reisen würde.