Heute kam eine Mutter mit ihrem zehnjährigen Jungen zu uns. Der kleine Juan saß völlig in sich zusammengesunken da, mit erstarrten Gesichtszügen. Er sprach kein Wort und schaute niemanden an, hielt den Blick nach unten gesenkt. Dr. Gerhard Klein, Psychiater und Neurologe, befragte zunächst seine Mutter. Sie erzählte, dass sich Juans Vater 14 Tage zuvor vor den Augen seines Sohns erschossen hatte. Juan war von seinem Vater, der an Alkoholismus litt, misshandelt worden, auch sein älterer Bruder schlug ihn oft. Juan saß weiter reglos da, er ließ sich nicht dazu bewegen zu sprechen.
Was kann ein Ärzteteam, das von Dorf zu Dorf reist und meist nicht länger als einen Tag bleibt, für einen solchen Jungen tun? Dr. Klein besprach zunächst mit der Mutter, wie sie mit Juan umgehen soll: ihn trauern und weinen lassen. Doch natürlich braucht Juan langfristige Hilfe. Deshalb stellten wir Kontakt zu dem Gemeindepfarrer her, der sich bemühen wird, Juan eine Gesprächstherapie zu vermitteln. Dr. Klein konnte nur ein einziges Gespräch mit Juan und seiner Mutter führen. Natürlich genügt dies nicht, um dem Jungen zu helfen, den Tod seines Vaters besser zu verarbeiten. Aber ein erster Anstoß ist gegeben: „Wir können die Weichen stellen und Wegweiser sein“, sagt Dr. Klein. Wir werden Juan nicht wiedersehen. Doch wir hoffen alle, dass er sich bald wieder öffnen kann und lernt, mit dem Geschehenen umzugehen.