„Auch Gespräche können Medizin sein“ – Interview mit Birgit Pfeiffer
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Als Krankenschwester und Pflegemanagerin hat Birgit Pfeiffer schon in vielen Bereichen gearbeitet. Eine Kollegin im Hospiz erzählte ihr von unseren Hilfseinsätzen und sie beschloss, ebenfalls teilzunehmen. Die Arbeit in Mexiko ist eine ganz neue Erfahrung für sie.

Birgit Pfeiffer
Birgit Pfeiffer

Was ist deine Aufgabe hier?

"Ich frage die Patienten nach ihren Beschwerden und teile sie den verschiedenen Ärzten zu. Es genügt aber nicht zu berücksichtigen, was die Patienten sagen. Denn viele können sich nicht gut ausdrücken. Ich sehe mir genau die Werte der Patienten an, also Blutdruck, Herzfrequenz, Größe und Gewicht. Ich schaue auch, wie die Patienten wirken: Sind sie fröhlich oder bedrückt, erschöpft oder munter? Manchmal muss ich auch detaillierter nachfragen. Wenn etwa eine Frau mit Verspannungen kommt, versuche ich herauszufinden, was der Auslöser ist: harte körperliche Arbeit oder seelischer oder familiärer Druck? Davon hängt ab, ob ich die Patientin nur zum Internisten schicke oder auch zum Psychologen."

Was fällt dir an den Patienten hier auf?

"Es fällt auf, dass sie nicht gut benennen können, welche Beschwerden sie haben. Sie scheinen auch ein stark ausgeprägtes Schamgefühl zu haben und wollen deshalb oft nicht sagen, was sie haben. Ich habe aber auch den Eindruck, dass sie eine hohe Leidensfähigkeit haben. Sie nehmen vieles einfach hin. Es sind aber sehr angenehme Patienten, sehr freundlich, geduldig und auch duldsam. Sie nehmen wirklich ernst, was man ihnen sagt, und sind sehr dankbar. Sie sind auch sehr großzügig. Sie besitzen so wenig und viele wollen uns trotzdem Geschenke machen. Ich finde es auch beeindruckend, wie engagiert die Helfer vor Ort sind und wie viel Mühe sie sich geben."

Was nimmst du als persönliche Erfahrung mit nach Hause?

"Ich werde hier einfach gelassener. Man sieht hier schnell, dass es Dinge gibt, die man ändern kann, und Dinge, die man nicht ändern kann. Man muss einfach schauen, was sich lohnt. In Deutschland jammern wir oft auf hohem Niveau und sind bei manchen Dingen zu kleinlich. Hier arbeiten wir auf eine sehr einfache Weise, wir haben gerade das Notwendigste. Ich habe hier erfahren, dass für die Patienten nicht nur medizinische Behandlung wichtig ist. Sie brauchen oft einfach jemanden, der sich ihnen zuwendet und ihnen zuhört. So können auch Gespräche Medizin sein. Die Menschen sind dankbar, dass sie über ihre Sorgen sprechen und sich öffnen dürfen. Das ist etwas, was jeder von uns geben kann, und das berührt mich sehr."