„Man sieht, was Liebe bedeutet“ – Interview mit Axel und Sophie Wittenberg
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Axel und Sophie Wittenberg haben als ehrenamtliche Helfer im Februar 2020 an einem Einsatz in Quintana Roo teilgenommen. Das Ehepaar ist Medical Mission Network schon lange verbunden, Axel und Sophie Wittenberg haben mehrmals Spendenaktionen organisiert. In dem gemeinsamen Interview, das sie während des Einsatzes gaben, berichten sie von ihren Erfahrungen.

Ihr seid ja schon lange in Kontakt mit Medical Mission Network. Was hat euch motiviert, diesmal zu dem Einsatz mitzukommen?

Sophie Wittenberg: Zwei unserer Kinder, Marie und Pierre, waren schon früher bei Einsätzen mitgefahren und sind glücklich nach Hause gekommen. Wir wollten quasi in die Fußspuren unserer Kinder treten und diese Erfahrung damit gemeinsam als Familie teilen. Deshalb ist es für uns auch wichtig, dass wir als Ehepaar da sind. Außerdem kennen wir Medical Mission Network ja schon seit Jahren aus Erzählungen von Teilnehmern. Da wollten wir mal selbst erleben, was es bedeutet, auf einem Einsatz zu sein, dort Kontakt mit den Menschen aufzunehmen und deren Kultur kennenzulernen.

Axel Wittenberg: Die Begeisterung unserer Kinder hat uns wirklich angesteckt. Wenn wir weitere Aktionen für Medical Mission Network organisieren, wird es sehr hilfreich sein, dass wir nun selbst mehr darüber berichten können, aus unserer persönlichen Erfahrung heraus.

Ihr habt schon einige Events für uns organisiert …

Sophie Wittenberg: Ja, letztes Jahr hatten wir zum Beispiel einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt von Eggolsheim. Dort haben wir mexikanische Spezialitäten verkauft, der Erlös ging an Medical Mission Network. Das war auch eine gute Gelegenheit, mit Interessierten in Kontakt zu kommen.

Welche Erwartungen hattet ihr vor dem Einsatz? Ist alles so, wie ihr es euch vorgestellt habt?

Axel Wittenberg: Ich hätte damit gerechnet, dass wir viel mehr selbst organisieren müssen, aber das mexikanische Team vor Ort hat eine sehr gute Vorarbeit geleistet. Die Harmonie im Team und die gute Vorbereitung finde ich wirklich toll.

Sophie Wittenberg mit Frauen aus einem Dorf

Sophie, deine Aufgabe ist es, gemeinsam mit den Frauen in den Dörfern unsere Mahlzeiten zuzubereiten. So hast du sehr engen Kontakt zu den Menschen, du gehst in ihre Hütten hinein und siehst, wie sie leben …

Sophie Wittenberg: Ja, mit den Menschen in ihrem Zuhause Zeit verbringen zu dürfen, ist für mich wirklich etwas Besonderes. Zwar spreche ich kein Spanisch, aber durch das gemeinsame Kochen entsteht Sympathie, Vertrauen, eine Beziehung. Man ist nicht nur der Helfer, der kommt und wieder geht, sondern man lässt etwas von sich zurück. Die Kinder fragen so oft: Wann kommst du wieder? Man merkt einfach, dass man nicht nur gebraucht, sondern auch angenommen wird.

Die Kommunikation klappt also ganz ohne Sprache. Wie machst du das?

Sophie Wittenberg: Mit Händen und Füßen, Gestik und Mimik. Die Kinder sind sehr smart, die verstehen schnell, was man will.

Axel, du bringst die Patienten nach der Aufnahme zu den verschiedenen Ärzten und behältst im Blick, dass sie in der richtigen Warteschlange sind. Wie verständigst du dich mit ihnen?

Axel Wittenberg: Ich habe ein paar Wörter Maya gelernt, darüber freuen sich die Patienten. Aber es gibt da eine andere Sprache, und die ist universell, und zwar die Sprache der Liebe. Man spürt die Zuneigung des Anderen, von daher habe ich keine Angst und komme leicht mit den Leuten in Kontakt.

Axel Wittenberg bringt eine Patientin zum Arzt

Was bedeutet es für dich, hier Menschen zu begegnen, die in großer Armut leben?

Axel Wittenberg: Einerseits stelle ich mir ganz konkret die Frage: Wie kann ich helfen? Andererseits sehe ich hier auch Werte, die in unserer Gesellschaft in Deutschland immer mehr verschwinden, etwa den sehr starken familiären Zusammenhalt. Die Familien hier sind sehr lebendig, es gibt viele Kinder, und es ist für die Menschen selbstverständlich, zu teilen und dass jeder etwas beiträgt. Man lernt hier viel über guten Umgang miteinander. Insofern bekommt man bei einem solchen Einsatz sehr viel zurück.

Sophie, was nimmst du von diesem Einsatz für dich mit nach Hause?

Sophie Wittenberg: Vor allem, dass man hier sieht, was Liebe bedeutet. Die Liebe, die wir hier von den Menschen bekommen, würde ich gerne nach Deutschland mitnehmen. Wenn ich zuhause wieder Aktivitäten für Medical Mission Network organisiere, wird bei mir der Gedanke stärker sein, dass man als Teilnehmer nicht nur den Patienten hilft, sondern dass es auch das eigene Leben verändert.