Mittwoch, 19. Februar. In den letzten Tagen habe ich mehrere Hundert Patienten gemessen und gewogen und Patientendaten aufgenommen. Langweilig wird es mir dabei nicht, denn so lerne ich nebenbei Spanisch. Gestern habe ich mir meinen Vokabelzettel neben das Maßband geklebt, leider finde ich ihn heute nicht mehr. Ich kann inzwischen schon fragen, wie jemand heißt, ob er verheiratet ist, Kinder hat, raucht und so weiter. Bei der Arbeit an der Triage wechsele ich mich mit Christopher ab. Dann habe ich auch Zeit, ab und zu bei den Ärzten zuzuschauen. Gestern war ich eine Stunde bei Dorit, in der Gynäkologie. Ich habe bei ihren Gesprächen mit den Patientinnen zugehört und sogar Einiges verstanden. Denn die medizinischen Fachwörter sind im Spanischen ähnlich. Bei den Untersuchungen durfte ich auch assistieren. Mir ist aufgefallen, daß die Ärzte sich hier viel Zeit für Beratung nehmen. Dorit macht zum Beispiel Ernährungsberatung. Denn viele Frauen hier haben Übergewicht und das kann den Zyklus durcheinanderbringen.
Heute habe ich bei den Allgemeinmedizinern zugeschaut, bei Christoph und Stilla. Die beiden haben mir Einiges gezeigt, etwa Abklopfen und Auskultieren, und sind mit mir Fallbeispiele durchgegangen. Ich konnte in den drei Tagen schon in viele Bereiche hineinschauen und habe viel gelernt. Ich finde es schön, daß die Ärzte den Patienten alles ausführlich erklären und geduldig alle ihre Fragen beantworten. Hier ist Zeit für Dinge, die im Arbeitsalltag zu kurz kommen. Wenn ich etwas wissen möchte, brauche ich nur einen Arzt zu fragen und bekomme eine Erklärung. Ich finde es spannend, mehr über die Hintergründe der einzelnen Krankheitsbilder zu erfahren, und freue mich, wenn die Ärzte mir meine tausend Fragen beantworten. Niemand beschwert sich hier, daß ich zu viel frage. Besonders gefällt es mir, daß es im Team keine Hierarchie gibt, alle sind wie Freunde und respektieren das, was die anderen tun.
Ich fühle mich hier wohl, obwohl ich am Ende eines Arbeitstags superplatt bin. Das Einzige, woran ich mich überhaupt nicht gewöhnen kann, sind die mexikanischen Getränke, denn die sind extrem süß. Dafür ist das Essen einfach klasse, denn zum Frühstück gibt es schon Tortillas mit Sauce, die man in Deutschland abends vor dem Fernseher ißt.
Christina Pooth ist Krankenpflegeschülerin im dritten Lehrjahr und lebt in Raesfeld-Erle. Im September wird sie ihre Ausbildung abschließen. Sie ist zum ersten Mal bei einem Einsatz von Medical Mission Network dabei und bloggt hier über ihre Erfahrungen.