Drei Wochen im Charlotte Hospital in Tansania

Ein Erfahrungsbericht von Familie Widmer


Wir sind Anouk, Aiko, Jakob und Lutz, eine Familie aus Zürich. Aiko geht in den Kindergarten, Jakob besucht die dritte Klasse, wir Eltern arbeiten als Hämatologin am Universitätsspital Zürich beziehungsweise als niedergelassener Gastroenterologe und Internist in einer Praxis. Von Dr. med. Luise Maute, Leitende Ärztin am Limmattalspital Zürich, haben wir vom Charlotte Hospital erfahren. Sie selbst war zweimal dort und erzählte uns, dass das Krankenhaus gerne ärztliche Unterstützung annimmt und braucht. 

Ein Ort, an dem man sich umeinander kümmert

Am 22. August 2023 sind wir am Kilimanjaro-Airport gelandet und wurden im magischen afrikanischen Dämmerlicht von einer dreiköpfigen Delegation der "Heilig-Geist-Schwestern" begrüßt. Nach der Fahrt zum Hospital wurde der Empfang erst richtig bombastisch; eine strahlende, singende Schar katholischer Schwestern gab uns die Sicherheit, dass wir an einen Ort gekommen sind, an dem man sich umeinander kümmert. Neben fünf festangestellten Ärztinnen und Ärzten managen und betreuen die Heilig-Geist-Schwestern die Patienten und das Spital, das 1977 von ihnen gegründet wurde. Die Ärzte kommen und gehen, die Sisters bleiben.

 

Bald ging es los mit der Arbeit am Krankenbett. Arbeitsbeginn ist um 7:30 Uhr. Während des morgendlichen Rapportes werden Fälle besprochen und theoretische Fortbildungen abgehalten. Dann geht es auf Abteilungs-Visite. Diese ist ausgiebig und vielköpfig. Die Patienten werden untersucht, beurteilt und das weitere diagnostische und therapeutische Prozedere wird festgelegt. Unsere Erfahrung und Überlegungen werden geschätzt und gerne angenommen. Die meisten Patienten kommen wegen Infektionskrankheiten (HIV, Tuberkulose, Magendarminfektionen u. a. m.) oder meist nächtlichen Traumata nach Verkehrs- oder Gewaltunfällen. Daneben zeigt sich die gesamte Palette an Diagnosen der Inneren Medizin und Gynäkologie. Ein Ultraschall-Gerät und ein konventionelles Röntgen stehen zu Verfügung. Dennoch wird apparative Diagnostik (Labor, Bildgebung) eher wenig betrieben, auch weil sie teuer ist. Die Patienten sind vorwiegend Selbstzahler. Es wird das Prinzip "try and error" verfolgt. So werden einem Patienten mit Atemnot Antibiotika, Asthma- und Herzinsuffizienz-Medikamente verabreicht. Meist geht die Rechnung auf und spart Kosten. Der Grundsatz "primum non nocere", wozu auch Nebenwirkungen unnötiger Medikamente gehören, muss hintenanstehen.

 

Nachmittags helfen wir auf dem Ambulatorium. Auch hier genießen wir die sehr kollegiale und unkomplizierte Zusammenarbeit. Trotz der vielen Patienten werden wir zu unklaren Fällen gerufen und zusammen werden Differentialdiagnosen sowie mögliche und unmögliche Diagnostik besprochen. Die Wege sind kurz, die Apothekerin, der Laboranalytiker oder ein ärztlicher Kollege können direkt involviert werden. Die Arbeit machte Spaß und war eindrücklich und lehrreich. 


Eine besondere Atmosphäre

Unvergesslich ist die Atmosphäre, die von der Fröhlichkeit und der Positivität der Schwestern lebt. Es herrschen klare Verhältnisse und Zuständigkeiten. Im Zwischenmenschlichen konnten wir viel Lustiges und Rührendes erfahren. Am Abschlussabend wurden wir eingeladen, mit den Schwestern zusammen zu essen. Nach dem gemütlichen Austausch und den Köstlichkeiten wurde Musik eingespielt, getanzt und gesungen. Einfach herrlich. Unsere Kinder kamen in Fahrt und brachten schließlich den Heilig-Geist-Schwestern den "Macarena"-Tanz bei, den sie mit offensichtlichem Rhythmusgefühl und sicherem Hüftschwung in kurzer Zeit mittanzen konnten. 


Wir werden auf die Zeit in Tansania immer mit einem Lächeln und Wärme im Herz zurückblicken und wünschen dem Charlotte Hospital weiterhin eine kompetente Führung mit Weitblick.