Wir machen weiter
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Als die Corona-Krise begann, musste das deutsche Team von Medical Mission Network zunächst alle Pläne stoppen. In dem Interview spricht Pater Bennet Tierney darüber, wie das Projekt die Krise überlebt hat, warum die Pause keinen Stillstand bedeutet und wie es weitergeht.

Im März 2020 war zum letzten Mal ein deutsches Ärzteteam in Quintana Roo. Sind inzwischen neue Einsätze geplant?

P. Bennet Tierney: Ja, im Februar 2022 wird es einen Einsatz geben. Eine Zeitlang waren wegen der Corona-Krise Einsätze ausländischer Ärzte von den mexikanischen Behörden nicht erwünscht, aber mittlerweile gibt es da keine Einwände mehr.

Wird der Einsatz im Februar so ablaufen wie frühere Einsätze?

P. Bennet Tierney: Ja, prinzipiell schon. Diesmal wird allerdings nur ein kleines Team mit wenigen Ärzten, die schon Erfahrung mit solchen Einsätzen haben, nach Mexiko reisen. Im Moment könnten wir nur mit Schutzanzügen in die Dörfer. Um das bei der Hitze dort auszuhalten, braucht man eine sehr robuste Konstitution. Außerdem erschweren Gesichtsmaske und Schutzanzug natürlich auch den direkten Kontakt mit den Patienten. Deshalb ist es mir wichtig, dass nur Ärzte dabei sind, die mit solchen Bedingungen gut zurechtkommen.

Und es ist sicher, dass der Einsatz stattfindet und nicht abgesagt wird?

P. Bennet Tierney: Tatsächliche Planungssicherheit gibt es ja nicht mehr, diese Lehre mussten wir, wie viele andere auch, aus der Corona-Krise ziehen. Natürlich kann sich unsere Planung ändern, etwa wenn Reiseverbote erlassen werden. Es gibt ja keine Sicherheit darüber, welche Maßnahmen Regierungen kurzfristig anordnen. Ich bin im Moment allerdings sehr optimistisch. Und trotz aller Schwierigkeiten, die wir in den letzten zwei Jahren hatten: Wir haben die Pause gut genutzt, außerdem haben wir gesehen, dass wir mit unserem Konzept genau richtig lagen.

Was meinen Sie damit?

P. Bennet Tierney: Lassen Sie mich kurz auf die Anfänge von Medical Mission Network zurückblicken. Wir kamen einmal im Jahr mit einer Gruppe von Ärzten nach Quintana Roo, um der Landbevölkerung medizinische Hilfe anzubieten. Wir erkannten aber schnell, dass es damit nicht getan ist: Denn ein solches Projekt braucht Kontinuität, Ärzte vor Ort, die ständig für die Menschen da ist. Wir haben jahrelang daran gearbeitet, ein mexikanisches Team aufzubauen, und das ist uns gelungen. Mittlerweile haben wir festangestellte Ärzte und viele Helfer, die zahlreiche Dörfer in Quintana Roo betreuen. Daher konnten die Menschen dort auch während der Corona-Krise medizinische Versorgung bekommen – obwohl wir keinen einzigen Einsatz mit deutschen Ärzten organisieren konnten. Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn wir nicht schon vor vielen Jahren die Weichen entsprechend gestellt hätten. Unser Konzept hat sich also bewährt.

Besteht denn weiterhin die Notwendigkeit, dass Ärzte aus anderen Ländern das mexikanische Team vor Ort unterstützen?

P. Bennet Tierney: Auf alle Fälle. Auch wenn das Projekt in Mexiko fest etabliert ist, ist die Not in den Dörfern noch immer groß, da die staatliche Gesundheitsversorgung völlig unzureichend ist. Es ist ein großer Fortschritt, dass unsere Ärzte permanent dort arbeiten. Aber es sind viel zu wenige für dieses riesige Gebiet. Vor allem die Hilfe von Fachärzten wird dringend gebraucht. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Bei dem Projekt geht es auch um Austausch, um Vernetzung. Die Ärzte kommen mit Kollegen aus anderen Ländern in Kontakt und lernen voneinander. Und alle Teilnehmer sehen, dass sie über Grenzen hinweg in dieser gemeinsamen Arbeit verbunden sind. Wir freuen uns jedenfalls sehr darauf, bald wieder gemeinsam weitermachen zu können!